Interview mit CEO Daniel Pedrett

Forster ist ein Premium Produkt!

Nach monatelangem Ringen um die Zukunft der Forster Swiss Home AG ist es zur Rettung des Traditionsunternehmens gekommen. Die Firma, bekannt für ihre hochwertigen Küchen, stand kurz vor dem Aus. In dieser kritischen Phase übernahm der Immobilienunternehmer und Architekt Giovanni Cerfeda die Verantwortung. Mit seinem Engagement und neuen finanziellen Mitteln gelang es, den drohenden Untergang abzuwenden. Unter seiner Führung wurde die Nachfolgegesellschaft Forster Manufaktur AG gegründet, die an die handwerkliche Tradition anknüpfen und gleichzeitig neue Impulse setzen soll. Damit bleibt nicht nur ein Stück Schweizer Industriegeschichte erhalten, sondern auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Mit Daniel Pedrett leitet neu ein erfahrener Schweizer Wirtschaftsmann mit starkem Fokus auf Unternehmensstrategien, Restrukturierungen und Führung die Forster Manufaktur.

Herr Pedrett, seit Mitte Juli sind Sie der neue CEO der Forster Manufaktur AG. Wer sind Sie?
Ich habe mein ganzes Berufsleben lang Unternehmen neu ausgerichtet – die Strukturen vereinfacht und über Innovationen weiterentwickelt und revitalisiert. Aufgewachsen bin ich in einem Bündner Bergdorf, geprägt wurde ich vor allem durch die Wendejahre in Berlin und als Vater zweier Töchter.

 

Was hat Sie persönlich motiviert, die traditionsreiche Forster-Firma trotz des zurückliegenden, schwierigen Sanierungskampfes in operativer Verantwortung zu übernehmen?
Ganz klar das Produkt. Unsere Forster Küchen. Dieses Produkt hat viel mehr Potenzial als bisher sichtbar wurde.

 

Wie sehen Sie ihre Rolle als CEO?
Wenn wir wollen, dass sich etwas ändert, müssen wir manches anders machen. Sobald wir aufgeräumt haben, will ich unsere Mitarbeiter inspirieren, die Dinge neu zu denken und anzupacken – um das Potenzial unseres Produktes zu erschliessen. Meine Aufgabe ist es, Innovationen umzusetzen.

 

Mit Giovanni Cerfeda steht eine prägnante Persönlichkeit an der Spitze der Forster Manufaktur. Wie erleben und beschreiben Sie ihn als Chef?
Giovanni beschreibt sich als «Architekt und Künstler» – das trifft zu. Und er ist ein Idealist, sonst hätte er nicht in dieser Situation investiert – ein Glücksfall für Forster! Ohne ihn wäre eine Industrie-Ikone untergegangen – inklusive aller Arbeitsplätze.

 

Welche konkreten Schritte sind entscheidend, um das Unternehmen nach der Krise zu stabilisieren und wieder auf Kurs zu bringen?
Der Kardinalfehler bei Forster war seit jeher die hohen Fixkosten. Diese müssen wir massiv reduzieren, daran arbeiten wir gegenwärtig. Zweitens müssen wir digitalisieren, um besser wachsen zu können. Und drittens benötigen wir eine neue Küchengeneration – die Küche ist ins Wohnzimmer gewandert und zur Wohnküche geworden.

 

Wie wollen Sie die Forster Manufaktur künftig im Markt positionieren, um einerseits an die Tradition anzuknüpfen und andererseits Innovation voranzutreiben?
Stahlküchen stehen für Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und zeitlose Ästhetik. In einer Zeit, in der die Wohnküche zum Herzstück des Hauses geworden ist, verkörpert Forster den Anspruch, Funktion und Form auf höchstem Niveau zu vereinen. Ja, wir sehen Forster als ein Premium Produkt, das auch von einem Premium Service lebt. Unser Vorteil ist, dass wir in allen Kernprozessen der Herstellung, Auftragsabwicklung und Beratung auf langjährige Forster Mitarbeiter zählen dürfen.

 

Wie sehen Sie die langfristige Vision der Forster Manufaktur AG?
Forster Küchen schaffen im Herzstück des Zuhauses generationenübergreifende Lebensräume.

 

Worin liegt die Innovation Ihrer Produkte – ist es mehr Handwerkskunst, Technologie oder Design?
Es ist eine Kombination, wobei Stil und Ästhetik durch die Entwicklung hin zur Wohnküche an Bedeutung gewonnen haben.

 

Wie stellen Sie sicher, dass Qualität nicht dem Kosten- oder Zeitdruck zum Opfer fällt?
Wir werden nie Kostenführer werden, allein schon aufgrund der Herstellungsprozesse mit Stahlblech. Die einzige Chance, uns am Markt von Holzküchen abzusetzen, ist Qualität und Nachhaltigkeit. Qualität ist Kerngeschäft.

 

Wie nachhaltig sind Ihre Produktionsprozesse– und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Vor 10-20 Jahren haben Architekten ihre Pläne an der Standardküche ausgerichtet, heute ist es umgekehrt. Die Herausforderung ist demnach, Einzelküchen zu vernünftigen Kosten herzustellen. Unsere Manufaktur muss Automation, beispielsweise in der Blechbearbeitung, mit Handwerk, etwa in der Oberflächenbearbeitung oder Elementmontage, effizient vereinen. Da sind punktuell Investitionen notwendig.

 

Welche Standards setzen Sie bei Materialien, Energieverbrauch und Lieferketten?
Beim Material sind wir bereits unschlagbar nachhaltig und der Energieverbrauch kann primär durch Verbesserungen in der Pulverbeschichtung reduziert werden. Bei Lieferketten möchten wir uns auf ausgewählte Lieferanten fokussieren, damit es leichter wird, Standards zu erreichen.

 

Wie schätzen Sie den Wettbewerb in Ihrer Branche ein?
Die Industrie steckt in einer Phase der Konsolidierung, vor allem in den Nachbarländern. Man schätzt, dass aktuell ein Drittel aller Küchenbauer nicht profitabel arbeiten. Der Bedarf, die Dinge neu zu denken, ist also gegeben. Als einziger Stahlküchenhersteller in der Schweiz und einer der wenigen in Europa sind die Holzküchenhersteller unsere Wettbewerber. Ich schätze, das Potenzial für Stahlküchen ist ein Mehrfaches von dem, was Forster in den vergangenen Jahren produziert hat. Für Forster ist trotz Konsolidierung viel Markt vorhanden. Wir müssen es nur richtig machen.

 

Welche Fehler wollen Sie vermeiden?
So weiterzumachen, wie bisher.

 

Was wünschen Sie sich?
Wir arbeiten intensiv daran, das gegenseitige Vertrauen zu unseren Geschäftspartnern und Kunden auszubauen und zu stärken. Ich wünsche mir, dass wir die Chancen erhalten, uns beweisen zu können.